Entwicklung der Schule von 1900 bis 2000

Von der Forstlehranstalt zur Höheren Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft

Verfasst von OSR Adolf Grabner

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es in den ehemaligen Kronländern bereits fünf forstliche Mittelschulen, im deutschsprachigen Kernland, dem heutigen Österreich, jedoch noch keine. Daher stellte man ab 1892 Überlegungen zur Gründung einer den alpenländischen Verhältnissen entsprechenden Forstmittelschule an.

Nach langwierigen Verhandlungen über den Schulerhalter und den Standort begann schließlich 1898 der Neubau der Forstlehranstalt durch das Land Steiermark. 1900 wurde der Unterricht an der "Höheren Forstlehranstalt für die österreichischen Alpenländer" unter der Leitung von Prof. Dipl.-Forstwirt Rudolf Jugoviz aufgenommen. Die Ausbildung dauerte anfangs drei Jahre, setzte aber mindestens den Abschluss von fünf Klassen Mittelschule voraus. Großer Wert wurde auf die praktische Ausbildung im Lehrforst gelegt, der von der Stadtgemeinde Bruck/Mur aus einem Teil ihres Waldbesitzes der Schule zur eigenverantwortlichen Bewirtschaftung zur Verfügung gestellt worden war. Die Brucker Absolventen hatten wie die Abgänger der Hochschule für Bodenkultur in Wien das Recht zur Ablegung der Wirtschaftsführerprüfung und konnten danach auch große Forstbetriebe leiten.

Trotz widriger Umstände, wie dem 1. Weltkrieg, entwickelte sich die Forstlehranstalt Bruck/Mur zu einer weit über die Grenzen bekannten Ausbildungsstätte. Ab dem Schuljahr 1928/29 wurde die Schule vierjährig geführt und ermöglichte damit den Eintritt nach der vierten Klasse einer Mittelschule. Die Weltwirtschaftskrise machte dem Land Steiermark als Schulerhalter die Finanzierung des Unterrichtsbetriebes immer schwieriger, zumal von 1927 bis 1929 auch ein Internatsneubau erfolgte. Da das Bundesministerium für Land-und Forstwirtschaft nicht bereit war, sich an den Ausbildungskosten zu beteiligen oder die Schule ganz zu übernehmen, fasste das Land Steiermark 1931 den Beschluss, die Schule bis 1935 auslaufen zu lassen.

Ab 1934/35 zogen Schüler einer landwirtschaftlichen Fachschule ein und als forstwirtschaftlicher Leiter blieb nur Dipl.-Ing. Dr. Hans Hufnagl weiter tätig. Dieser ließ nichts unversucht, um wieder eine der Bedeutung des Waldes angemessene Schulform einrichten zu können. Tatsächlich konnte Dr. Hufnagl 1938 die neueröffnete "Reichsförsterschule" als Direktor weiterführen. Ihm folgte 1940 Dipl.-Ing. Dr. Hans Puzyr, der die zweijährige Försterschule durch alle Wirren des 2. Weltkrieges und des Zusammenbruchs in die Zukunft führte.

Bruck und Gmunden waren die beiden einzigen Försterschulen des Bundes in Österreichs. Wegen des großen Andrangs wurden 1948 in Waidhofen/Ybbs und rund zehn Jahre später in Gainfarn bei Bad Vöslau weitere Bundesförsterschulen eröffnet. Die österreichische Forstwirtschaft erlebte in den Nachkriegsjahren einen ungeahnten Modernisierungs- und Rationalisierungsschub, der den Stand an Forstarbeitern auf ein Zehntel des Nachkriegsstandes schrumpfen ließ. Damit ging auch der Bedarf an Förstern zurück, während ihre Qualifikation und Verantwortung ebenso rasch stieg.

Die Forstwirtschaft drängte daher seit den Fünfzigerjahren auf eine Erweiterung der Ausbildung, damit auch artverwandte Tätigkeiten abgedeckt werden könnten. 1957 wurde dann mit der Einführung des Aufbaulehrgangs an der Fösterschule Gainfarn die Ausbildung wieder auf drei Jahre ausgedehnt. Da dies aber nicht den tatsächlichen Erfordernissen entsprach, setzten sich Dir. Dr. Adler (seit 1959) und sein Nachfolger HR Dipl.-Ing. Dr. Mächler für eine grundlegende Reform ein. Diese wurde schließlich mit der Neuorganisation des gesamten österreichischen Schulwesesens auch für die forstwirtschaftliche Ausbildung vollzogen. Mit der Schaffung der Höheren Lehranstalten für Forstwirtschaft in Bruck und Gainfarn wurde 1972 endgültig der Ausbildungsweg für einen Förster an der Wende zum neuen Jahrtausend geschaffen.